Persönliche Erklärung von Thomas Eiskirch

Liebe Bochumerinnen, liebe Bochumer,

in einer Demokratie werden politische Ämter von den Bürgerinnen und Bürgern auf Zeit vergeben. Und das ist auch richtig so.

Seit 2015 darf ich Oberbürgermeister meiner Heimatstadt sein. Das schönste Amt, in das man gewählt werden kann. Im Jahr 2020 haben mir dann – als dem Kandidaten von SPD und Grünen – die Bochumer Wählerinnen und Wähler mit fast 62% Zustimmung erneut das Vertrauen geschenkt. Ein starkes Votum, das Rückenwind gegeben hat, den mutigen Weg der Veränderung, den wir als Stadtgesellschaft eingeschlagen haben, entschlossen und optimistisch weiterzugehen. Für diese Unterstützung, die ich in den vergangenen neun Jahren spüren durfte, bin ich unglaublich dankbar.

Im September nächsten Jahres wird nun – auch bei uns in Bochum – erneut gewählt. Daher habe ich mir in den letzten Wochen und Monaten immer wieder die Frage gestellt, wie lange ich das Amt des Oberbürgermeisters ausfüllen kann und soll. Wann braucht diese Aufgabe wieder einen frischen Blick und neue Energie? Habe ich nicht nur heute genug Kraft für diese Aufgabe, sondern bin ich mir sicher, auch noch bis zum Jahr 2030 – bis zum Ende der nächsten Wahlperiode – motivierend genug zu sein, um andere für die positive Weiterentwicklung Bochums zu begeistern?

Genau wie bei der Entwicklung unserer Stadt, ist es mir auch bei diesen Fragen immer wichtig, nicht nur auf heute und morgen zu schauen, sondern auch die Auswirkungen auf das Übermorgen im Blick zu haben. Deshalb schaue ich bei der nun anstehenden, sehr persönlichen Entscheidung zur Kommunalwahl 2025, nicht in erster Linie auf 2025, sondern auf das Jahr 2030. Ist es gegenüber dem Amt, gegenüber der Stadt, gegenüber den mich tragenden Parteien und Fraktionen, aber auch gegenüber meiner Familie und mir selbst verantwortungsvoll, sich erneut bei den Bochumerinnen und Bochumern um dieses Amt zu bewerben?

Ich habe mir die Frage gestellt, wann der richtige Zeitpunkt ist, aufzuhören. Und die Wahrscheinlichkeit, dass der richtige Zeitpunkt genau mit dem Ende einer Wahlperiode übereinstimmt, ist nahezu ausgeschlossen. Ich gehe also entweder zu früh oder zu spät. Da ich mir sicher bin, dass 2030 – also nach fünfzehn Jahren im Amt des Oberbürgermeisters und dann insgesamt einem Vierteljahrhundert in der Berufspolitik – zu spät wäre, habe ich mich entschieden, nicht für eine dritte Amtszeit zu kandidieren.

Mir war schon immer wichtig, nicht an Ämtern und Funktionen zu kleben. Denn alles hat seine Zeit. Das galt für den Vorsitz der Bochumer SPD, das galt für meine Aufgabe als Landtagsabgeordneter und das gilt nun auch für das Amt des Oberbürgermeisters. Es ist meine tiefe Überzeugung, dass es für die Aufgabe, für das Amt, für unsere Demokratie, aber auch für mich als Mensch richtig ist.

Richtig heißt aber nicht, dass es mir leicht fällt. Im Gegenteil. Ich weiß um die großartige Unterstützung vieler Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgesellschaft, aus den mich tragenden Parteien, den Fraktionen und der Verwaltung, aber vor allem auch vieler Bürgerinnen und Bürger. Dieser Zuspruch berührt mich sehr und macht mir die Entscheidung umso schwerer.

Gemeinsam haben wir eine Menge für unsere Stadt erreicht. Mit der Bochum Strategie haben wir ein politisch und stadtgesellschaftlich breit getragenes Fundament geschaffen, um das ‚Bochum der Zukunft‘ nicht nur zu beschreiben, sondern es auch zu gestalten. Aktiv und gemeinsam. Aus der ‚Sorge vor Veränderung‘ ist bei vielen die ‚Lust auf Veränderung‘ geworden. Das Mindset der Stadt hat sich verändert. Bochum ergreift nicht nur Chancen, sondern erschafft sie sich selbst. Und auch der Blick auf Bochum hat sich verändert – sowohl von innen als auch von außen. Der daraus entstandene Stolz ist deutlich zu spüren – und das völlig zu Recht.

Die Freude über diese Entwicklung überwiegt die Last der Herausforderungen dieser Zeit deutlich. Aber auch davon gab es viele. Vor allem die krisenhaften Situationen haben mir die Verantwortung des Amtes im besonderen Maße bewusst gemacht. Der Brand im Bergmannsheil, tausende Menschen, die bei uns Zuflucht suchen, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die Energiekrise und vor allem die noch nie dagewesene Corona-Pandemie mit ihren individuell aber auch gesellschaftlich hinterlassenen Narben. All das hat die letzten neun Jahre beeinflusst. Und es hat viel Kraft erfordert. Dies gilt für alle Bochumerinnen und Bochumer, für die Stadtpolitik, für die Mitarbeitenden der Verwaltung und es gilt auch für mich persönlich.

Die Entscheidung bei der Kommunalwahl 2025 nicht erneut als Kandidat anzutreten, gehört zu meinen bisher schwersten Entscheidungen, weil ich mit ganzem Herzen Oberbürgermeister bin. Ich nehme meine Aufgabe nach wie vor mit viel Freude und mit vollem Einsatz wahr. Darauf können sich die Bochumerinnen und Bochumer auch im zehnten Jahr meiner Amtszeit weiter verlassen. Für mich war und ist es eine große Ehre, Oberbürgermeister meiner Heimatstadt sein zu dürfen.

Ihr Thomas Eiskirch

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