„Kein Kind darf in Deutschland in Armut aufwachsen. Für uns in Bochum ist das ein Herzensanliegen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von ihrer Herkunft die gleichen Chancen bekommen, das Bestmögliche aus ihrem Leben zu machen.“ Mit diesem engagierten Statement eröffnete Oberbürgermeister Thomas Eiskirch den 2. Bochumer Kita-Gipfel. Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Stadtelternrat, Kitaträger-Verantwortliche und Stadt Bochum waren ins Gemeindezentrum der jüdischen Gemeinde gekommen, um sich über die aktuelle und perspektivische Kita-Situation und neue Projekte zum so genannten „armutssensiblen Handeln“ auszutauschen.
Chancengleichheit
„Unser Ziel ist, dass alle Kinder in Bochum, egal wo und wie sie wohnen, ‚gut groß werden‘. Wer aufgrund der sozialen Herkunft beruflich und gesellschaftlich geringere Chancen hat, braucht unsere Unterstützung umso mehr“, formulierte Sozialdezernentin Britta Anger Bochums Anspruch. „Damit diese Unterstützung lückenlos von Geburt bis zum jungen Erwachsenenalter bestehen kann, arbeiten in Bochum viele Akteurinnen und Akteure sowie Trägerinnen und Träger ergebnisorientiert und kooperativ zusammen.“
Finanzierungslücken geschlossen
Seit der Reform des Kinderbildungsgesetzes zum 1. August 2020 gab es Finanzierungslücken bei den Trägern, die durch Landesmittel nicht gedeckt wurden. Die Stadt Bochum schloss daher gemeinsam mit den Bochumer Kita-Trägern im Jahr 2021 einen durch den Rat beschlossenen Zukunftsvertrag, um diese Lücken zu schließen. Bis Mitte 2026 stellt die Stadt aus diesem Grund freiwillig ergänzend weit über fünf Millionen Euro bereit. Vier neue Kitas mit insgesamt über 400 neuen Plätzen wurden seit dem letzten Kita-Gipfel geschaffen sowie mehrere Kitas mit flexiblen Betreuungszeiten eingeführt. Bis Ende 2026 sollen weitere neun Kitas mit insgesamt über 700 Plätzen hinzukommen. „Mehr Kindertagesstätten, mehr Plätze für Unter- wie Über-Dreijährige, mehr flexible Betreuung, mehr Ausstattung, mehr Qualität und Gewinnung von mehr Personal. Dies bleiben auch in Zukunft die gemeinsam definierten Ziele der Kita-Träger, Politik und Stadtverwaltung für die Kinderbetreuung in Bochum“, so Britta Anger.
Größere Herausforderungen
Ein Fokus beim 2. Bochumer Kitagipfel lag auf dem Thema „armutssensibles Handeln in KiTa und Chancengerechtigkeit für Bochumer (KiTa-)Familien“. Die Welt habe sich seit dem letzten Kita-Gipfel weitergedreht, die Herausforderungen seien für uns alle nicht kleiner geworden, so OB Eiskirch. Der Fachkräftemangel und die Inflation mache den Trägern, der Kommune und den Familien zu schaffen. „Wir wollen daher gemeinsam quantitative und qualitative Anforderungen und Kriterien festlegen, um das Kita-Zukunftskonzept in Bochum weiterzuentwickeln und somit die Chancengerechtigkeit auch für Bochumer (Kita-)Familien mit geringerem Einkommen zu erhöhen.“
2000 Euro für jede Kita
Dass „armutssensibles Handeln“ Geld kostet, weiß auch Britta Anger: „Wir möchten deshalb aus den Mitteln des Stärkungspaktes gegen Armut jeder Kita und jeder OGS 2.000 Euro sowie jeder Kindertagespflege 200 Euro für Matschhosen, Bastelmaterialien und dergleichen zur Verfügung stellen. Vorbehaltlich des Ratsbeschlusses Ende September sollen außerdem die Elternbeiträge bis zu einem Bruttoeinkommen von 50.000 Euro für alle Kitas und OGS von Oktober – Dezember 2023 ausgesetzt werden.“ Um das Kitahelfer-Programm bis Ende des Jahres fortsetzen zu können, werde außerdem der Eigenanateil für die Bochumer Träger für den Zeitraum August bis Dezember 2023 (rund 150.000 Euro) aus dem Haushalt der Stadt Bochum zur Verfügung gestellt.
Qualitätsentwicklung
Die Herausforderungen sieht auch Lorenz Bahr, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW, der für den Kita-Gipfel angereist war: „Der Zukunftsvertrag, den Bochum im Februar 2021 auf dem ersten Kita-Gipfel geschlossen hat, trägt zur Qualitätsentwicklung bei und auch das Land NRW leistet einen Beitrag. Doch trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ist es uns gelungen, die Finanzierung der Sprachkitas, aus der sich der Bund für uns alle überraschend und sehr kurzfristig zurückgezogen hat, zu sichern. Zudem können wir auch in 2024 die Kitahelferinnen und -helfer fördern. Außerdem arbeiten wir im Ministerium gerade mit Hochdruck am Referentenentwurf des neuen Kinderbildungsgesetzes.“



