Es geht doch: Ökonomie und Ökologie „Hand in Hand“
Dass betriebswirtschaftliches Handeln und Umweltschutz sich nicht widersprechen, sondern sich sinnvoll ergänzen können, stellt die Großbäckerei Löscher bald unter Beweis. Am Standort an der Hanielstraße reichen die Produktionsräume nicht mehr aus, um die Backwaren für rund 50 Filialen zu produzieren. Der Unternehmenssitz soll nun bis zum Jahresende in den Bochumer Norden verlagert werden.
Eine Chance, nicht nur die Arbeitsabläufe zu optimieren, sondern auch etwas für den Umweltschutz zu tun. In einer bisher einmaligen Kombination werden Techniken eingesetzt, die am Ende nicht nur 25 Prozent der eingesetzten Energie einsparen, rund 500.000 Kilowattstunden, sondern auch etwa 450 Tonnen des „Klimakillers“ Kohlendioxid . Rund eine Million der 3,5 Millionen Euro-Investition fließen in die neue Technik. „Sauberste Backstube“ spart etwa 25 Prozent Energie und rund 450 Tonnen CO² pro Jahr Großbäckerei Löscher zeigt: Betriebsverlagerung und Umweltschutz passen unter einen Hut. „Wenn man kleine Kinder hat, dann tritt das Thema Umwelt immer mehr in den Vordergrund“, erzählt Thorsten Löscher. „Wir platzen hier aus allen Nähten und wollen unsere bestehende Großbäckerei von der Hanielstraße verlegen und am Harpener Feld in einer bestehenden Halle neu errichten. Dabei wollen wir nicht nur die Arbeitsabläufe optimieren, sondern auch 25 Prozent Energie und rund 450 Tonnen CO² einsparen.“ Bisher versorgt die Bäckerei Löscher aus der Großbackstube an der Hanielstraße mit 1.500 Quadratmeter rund 50 Bäckereien im Stadtgebiet. „Die Fläche ist optimal, um 30 Verkaufsstellen zu versorgen. Hier stoßen wir an unsere Produktionsgrenzen. Vor zwei Jahren haben wir erste Gespräche geführt, einen neuen Standort zu finden, um uns zu vergrößern, die Arbeitsabläufe zu optimieren und etwas für den Umweltschutz zu tun“, erläutert Juniorchef Thorsten Löscher, der im Familienbetrieb erstmals ein geschlossenes Kostenrechnungskonzept einführte, das mit dem Transferpreis der Johann Philipps GmbH ausgezeichnet wurde.
Die Standortfrage ist geklärt. Im Bochumer Norden, im Harpener Feld, einem Gewerbe-Mischgebiet, wird die neue Backstube mit 6.500 Quadratmetern Nutzfläche auf einem 17.000 Quadratmeter großem Areal entstehen. Der Bauantrag ist gestellt, noch bis Ende des Jahres soll die neue Backstube ihren Betrieb aufnehmen.
„Durch die bei diesem vorbildlichen Projekt verwendeten innovativen, energiesparenden und emissionsarmen Verfahren werden vorsorglich Umweltbelastungen vermieden und begrenzt“, lobt der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Eiskirch, bei einer Betriebsbesichtigung die Pläne von Löscher. Gemeinsam mit seinem Kollegen André Stinka, diskutierte er mit Thorsten Löscher nicht nur über die geplante Betriebsverlagerung, sondern will sich auch für zinsgünstige Kredite für dieses bisher einmalige Projekt einsetzten.
Das Bäckereigewerbe ist mit zehn Prozent des gesamten Energieverbrauchs des deutschen Handwerks sehr energieintensiv. Ein Großteil der eingesetzten Energie gelangt ungenutzt als Abluft in die Atmosphäre. Auch bei Neuerrichtung von öl- oder gasbeheizten Backöfen sind Abgasverluste bis zu 20 Prozent erlaubt. „Diese hohen Verluste sind aus umweltpolitischen und betriebswirtschaftlichen Gründen nicht zufriedenstellend“, verdeutlicht Thorsten Löscher. „Das wollen wir in der neuen Großbackstube ändern.“ Für dieses Projekt fand Thorsten Löscher mit Backofenbaumeister Martin Werner den richtigen Partner. Gemeinsam entwickelte man eine ganzheitliche Methode, die nicht nur die Arbeitsabläufe im Blick hat, sondern auch die ökologischen, energiesparenden und emissionssenkenden Gesichtspunkte berücksichtigt. Die geplanten Maschinen und Techniken sind zwar nicht neu, sie wurden jedoch noch nie in dieser Größenordnung und in dieser Kombination eingesetzt. Die Thermobacköfen werden um einen ÖkoBlock zur Wärmerückgewinnung erweitert, ein Blockheizkraftwerk übernimmt die Grundstromabdeckung, das Absorptionskältemodul verwertet die anfallende Wärme des ÖkoBlocks, der Gärraum wird über die „Abfallenergie“ der Backöfen betrieben, ein Wärmetauscher dient zur Beheizung der Spülmaschinen und ein Pufferspeicher sowie ein Kaltwasserspeicher dient der Zwischenspeicherelement.
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die sauberste Bäckerei einzurichten“, betont Thorsten Löscher. „Bisher benötigen wir pro Jahr rund zwei Millionen Kilowattstunden Energie. Den Energiebedarf wollen wir um 25 Prozent oder 500.000 Kilowattstunden senken, dem Jahresbedarf von rund 150 Haushalten.
Gleichzeitig werden wir den CO² Ausstoß um 450 Tonnen pro Jahr verringern.“ Rund 3,5 Millionen Euro investiert die Großbäckerei Löscher mit rund 400 Mitarbeitern und 50 Filialen, in dieses Vorhaben. Davon fließen rund eine Millionen Euro in die neue Technik. „Mit dem Umbau soll ein innovatives Gesamtkonzept umgesetzt werden, dass einen beispielgebenden Neuigkeitsgrad in energetischer Sicht aufweist“, fasst Elke Esterka, Chefin der projektausführenden Firma „Lebensmitteltechnik Stenn Kornfell“ zusammen.
Die Akademie Deutsches Bäckerhandwerk bescheinigt der Bäckerei Löscher, dass „die bei ihnen geplante Technik zur Co² Einsparung sowie Ausnutzung der Abfallwärme und der damit Energieeinsparung aus der Beratungspraxis der rund
1.000 beratenden Betriebe in Westfalen-Lippe nicht bekannt ist.“
(Text und Bild in: Stadtspiegel am 23.05.2007)